Genetische Modelle zur Skoliose
Tiermodelle haben allgemein den Vorteil, dass sie Erkrankungen mehr oder weniger gut abbilden und vielfältige Forschungsmöglichkeiten bieten, die beim Menschen aus ethischen Gründen nicht machbar sind. Es besteht jedoch allgemein Einigkeit, dass es kein spontanes, d.h. natürlich vorkommendes Tiermodell gibt, das der idiopathischen Skoliose des Menschen ähnelt.
Zwangsmaßnahme
Lassen sich Skoliosen bei Tieren erzwingen?
Skoliosen lassen sich bei Tieren aber „erzwingen“, wenn z.B. Wirbelkörper operativ fusioniert oder die Wachstumsfugen einseitig geschädigt werden - in allen Fällen sind erhebliche Eingriffe erforderlich, um eine Verformung der Wirbelsäule zu erreichen. Solche Zwangsmaßnahmen sind aber nicht nur wenig elegant sondern auch unplausibel, denn Skoliosen beim Menschen gehen gerade ohne offensichtliche Verletzungen oder Gewebsschäden einher; sie folgen zudem einem klaren Verlaufs- und Formenmuster, für das bislang kein Erklärungsmodell besteht.
Manipulation
Den Menschen ähnliche Skoliosen lassen sich sehr elegant aber auch erzeugen, wenn man jungen Mäusen oder Ratten die Vorderläufe entfernt - dann entwickeln diese zum aufrechten Gang gezwungenen Tiere Skoliosen vom idiopathischen Typus. Dies gelingt noch eindrucksvoller, wenn zudem die Schwänze entfernt werden, also eine vollständige Aufrichtung des Rumpfes erreicht wird. Manipulationen an der Wirbelsäule sind also gar nicht nötig - entscheidend ist der aufrechte Gang!
Manipulationen an der Wirbelsäule von Tieren sind nicht nötig - es ist der aufrechte Gang!
Ursachensuche
Der aufrechte Gang ist entscheidend!
Wie führt die aufrechte Haltung des Rumpfes zur Skoliose? Da man ursprünglich den Tieren auch die Zirbeldrüse im Gehirn entfernt hatte, dachte man verantwortlich sei das Wachstumshormon Melatonin, doch der Ersatz des Hormons beeinflusste die Skoliosen nicht und diese entstanden auch, wenn die Drüse verblieb.
Kinder, denen aus verschiedenen Gründen die Zirbeldrüse entfernt werden musste, bekamen ebenso nicht gehäuft Skoliosen. Sämtliche Untersuchungen zu etwaigen Hormonstörungen sind bis heute ergebnislos.
Tiermodell
Neuerdings glauben die Genetiker ein passendes Modell gefunden zu haben: spontane Verbiegungen der Wirbelsäule beim Zebrafisch. Und dort, so glauben die Genetiker, ist die Ursache erblich. Doch das Modell befriedigt nicht: die sehr variablen Verformungen der Wirbelsäule ähneln nicht denen des Menschen. Fische sind entwicklungsgeschichtlich sehr weit von uns entfernt, viel weiter als Säugetiere, Reptilien oder Vögel. Auch ist das Blut- und Lymphsystem bei Fischen nicht vergleichbar. Ein genetisches Modell mit der Brechstange funktioniert nicht.
Das Fischmodell kann nicht auf den Menschen übertragen werden!
Erklärungsnotstand
Das ungelöste Problem bleibt weiterhin: Wie beeinflusst die Haltung des Rumpfes das Wirbelsäulenwachstum? Darauf hat die Orthopädie keine Antwort!
Ohne Übertreibung kann man sagen: alle Erklärungen einer biomechanischen Ursache haben versagt, die Genetik bietet bis in jüngste Zeit keinen nennenswerten Beitrag zur Skolioseursache, angebliche Hormonstörungen oder neurologische Schäden tragen nichts zum Verstehen bei.
Betroffene
Daryl Hannah (1946) ist eine US-amerikanische Schauspielerin, Sängerin und Umweltaktivistin.
Sie ist eine weitere berühmte Person, die an Rückenproblemen in Zusammenhang mit Skoliose leidet. Das hindert sie nicht das zu tun, was sie liebt.
1984 schaffte sie den Durchbruch als Meerjungfrau in der Komödie Splash!
Fazit
Es wird Zeit für neue Gedanken jenseits von Biomechanik, Genetik und Hormonstörungen.
Der Systemcharakter der Veränderungen bei Skoliose wurde bislang nicht erkannt, das biologische Problem der Wachstumsasymmetrie der Wirbelsäule nie präzise erfasst und wissenschaftlich erklärt. Entgegen dem Optimismus der Fachleute sind wesentliche Fortschritte im Verständnis der Skolioseentstehung ausgeblieben.
Nennenswert sind einzig die Fortschritte in der operativen Behandlung der Skoliose; diese komplexen Eingriffe sind überaus belastend und beenden die Bewegungsfunktion lebenslang. Langzeituntersuchungen lassen erkennen, dass nur eine Minderzahl der Operierten später frei von erheblichen und chronischen Beschwerden bleibt.
Es muss alles getan werden, die Biologie der Skoliose endlich zu verstehen und davon abgeleitet eine wirksame Prävention einzuführen. Diese muss mit einem Screening bereits ab dem siebten Lebensjahr beginnen.
Mein Buch ist das Ergebnis jahrerlanger Skolioseforschung. Werde zum Experten für deine Wirbelsäule.
