Partnerschaft, Schwangerschaft und Skoliose
Partnerwahl, Schwangerschaft und Skoliose
Ältere Studien zur Erblichkeit der Skoliose beschreiben abhängig vom Verwandtschaftsgrad klare Beziehungen zu Erbmechanismen, ohne den Grad der Übertragung zu klären, wie etwa dominant, rezessiv oder geschlechtsgebunden - Mädchen sind bekanntlich von schweren Skoliosen deutlich häufiger betroffen.
Wird Skoliose wirklich vererbt?
Dies hätte natürlich auch Auswirkungen auf die Frage der Partnerwahl, wenn beide eine Skoliose haben, besteht auch ein höheres Risiko diese zu vererben?
Familienstudien
Ist Skoliose vererbbar?
Familienstudien aus den 70er Jahren werden immer wieder zitiert als "Kronzeugenstudien" zur erblichen Übertragung der Skoliose abhängig vom Grad der Verwandtschaft. Ältere Zwillingsstudien beschreiben ebenso höhere Skolioseraten bei eineiigen Zwillingen verglichen mit zweieiigen, die weniger genetische Merkmale miteinander teilen.
Neuere Studien widersprechen diesen Ergebnissen. Die Familienstudie von Baschal und Autoren von 2018 findet keine Belege für die Erblichkeit von Skoliosen über mehrere Generationen hinweg. Schwere Wirbelsäulenverformungen sind in "Skoliosefamilien" nicht häufiger als in anderen Familien.
Zwillingsstudien
Auch die sehr große Zwillingsstudie von Grauers 2015 an ca. 85.000 Zwillingspaaren in Schweden (Nationales Schwedisches Zwillingsregister) findet nur ansatzweise Belege für häufigere Skoliosen bei Eineiigen Zwillingen. Diese finden sich aber nicht bei zweieiigen Zwillingen gehäuft. Bedenkt man, dass die Antworten auf Fragebogendaten beruhen, die nicht klinisch überprüft worden sind, ist auch das Ergebnis für die Eineiigen Zwillinge fraglich.
Eine kritische Würdigung gerade der neueren, methodisch gut geplanten Studien gibt daher keine Belege für irgendeinen Erbmodus bei Skoliose!
Erblichkeit
Warum gibt es bei Skoliose keine genetische Beratung?
Die genetische Beratung hat den Zweck bei einer Erkrankung mit bekanntem genetischen Hintergrund über das Risiko zu informieren das Merkmal an die Kinder weiterzugeben, z.B. bei Mongoloismus oder Hüftdysplasie.
Zur Skoliose gibt es bisher keine genetische Beratung, da alle Belege eines bekannten Übertragungsmodus, eines oder mehrerer verantwortlicher Gene oder Genvarianten bisher fehlen. Auch die sogenannten GWAS-Studien (Genome-Wide-Association) bieten dafür keine belastbaren Hinweise.
Folglich kann es auch keine Empfehlungen oder Warnungen hinsichtlich der Partnerwahl geben.
Schwangerschaft
Sind Komplikationen in der Schwangerschaft zu erwarten?
Bei nicht wenigen Frauen wird erstmals in der Schwangerschaft eine Skoliose festgestellt, die egal ob an der Brust- oder an der Lendenwirbelsäule in aller Regel keine größeren Auswirkungen auf die Schwangerschaft oder die Geburt hat. Frauen mit mittelschweren Skoliosen haben keine höheren Komplikationen in der Schwangerschaft.
Skoliosen von Geburt an
Skoliosen bereits von Geburt an sind sehr selten und beruhen auf Fehlbildungen bereits im Mutterleib. Nicht selten gehen diese mit weiteren Fehlbildungen des Skeletts und der inneren Organe einher. Die körperlichen und geistigen Einschränkungen sind häufig sehr schwergradig und begrenzen die normale Lebenserwartung.
Betroffene
John F. Kennedy - von 1961 bis 1963 Präsident der Vereinigten Staaten
Schon in jungen Jahre hatte er eine sehr ausgeprägte und schmerzhafte Osteoporose (Knochenschwund). Diese führte im Erwachsenenalter durch Frakturen mit Seitabweichung und Verdrehung der Wirbelkörper zu einer schweren sekundären Skoliose an der Lendenwirbelsäule.
Er musste ein Korsett tragen, um dem weiteren Haltungsverfall der Wirbelsäule zu begegnen. Seine Lebensqualität war dadurch erheblich eingeschränkt, längeres Stehen und Sitzen war eine Qual.
Fazit
Es gibt keine wissenschaftlich belastbaren Beweise zur Erblichkeit der Skoliose. Neuere, gut geplante und randomisierte Studien finden keine Belege für "Skoliosefamilien", kein SkolioseGen oder eine Kombination daraus. Auch die methodisch unterschiedlichen Zwillingsstudien verfehlen das Ziel die Erblichkeit der Skoliose zu bestätigen.
Die Furcht Skoliose an die nächste Generation weiterzugeben ist unbegründet, auch wenn beide Partner betroffen sind.
Mein Buch ist das Ergebnis jahrerlanger Skolioseforschung. Werde zum Experten für deine Wirbelsäule.
